Stadtgeschichte

Stadtgeschichte

      Historische Aufnahme Brücke Leine


Ältere Stadtgeschichte

Von der Steinzeit über das Mittelalter bis heute war das Land in und um Neustadt von Menschen besiedelt. Die Stadt "Neustadt am Rübenberge" ist gegen 1200 das erste Mal in einem offiziellen Schriftstück erwähnt, in dem sie "nova civitas" und damit in der Übersetzung "neue Stadt" genannt wurde. Zu dieser Zeit gehörte das Land zu der Grafschaft Wölpe, die in Neustadt die ersten Wölper Silberpfennige prägen ließ.

Die Dörfer und heutigen Stadtteile Neustadts sind teilweise bereits früher erwähnt und deren Gründung historisch nachweisbar, wie etwa Bordenau im Jahr 889. Diese besaßen aber im Gegensatz zur Stadt nur ehrenamtliche Gemeindevorsteher und unterstanden direkt dem Amt Wölpe bzw. dem Amt Neustadt a. Rbge.

Graf Bernhard von Wölpe war es wohl auch, der am Übergang der Fernstraße von Hannover nach Bremen über den Leine-Fluss auf einem Hügel eine Burg errichten ließ. 1302 starb die Erbfolge der Grafen von Wölpe aus. 

Noch im selben Jahr wurde die Grafschaft schließlich an Herzog Otto von Braunschweig verkauft. Die Festung erhielt 1493 den Namen "castrum Rouenberg". Dieser Namen wurde im Laufe der Jahre durch die Veränderung der Sprache in "Rübenberg" umgeformt. Über die Bedeutung des ursprünglichen Namens ist man sich nicht einig, es wird vermutet, dass der Rouenberg eine flache Erhebung des Landes war.

Neustadt blieb Residenzstadt, aber ab 1495 machten die Welfen-Herzöge zu Braunschweig und Lüneburg Neustadt zum Zentrum der neu begründeten Calenberger Linie des Herzogshauses.


Frühe Neuzeit

1505 machte sich der 35-jährige Herzog Erich I. von Calenberg, der auf der Neustädter Burg geboren wurde, Neustadt zum zweiten Regierungssitz. Teile der Rouenburg fielen 1563 einem Brand zum Opfer. Herzog Erich II. begann 1573 mit dem Wiederaufbau. Er gab der Burg (die nun zu den stärksten Festungen im nordwestdeutschen Raum zählte) und der Stadt den Namen Landestrost. Diesen Namen behielt allerdings nur die Burg bei, denn nach dem Tod des Herzogs 1584 nahm die Stadt ihren ursprünglichen Namen wieder an. Damit verlor Neustadt auch die Residenzfunktion. Regierungssitz des welfischen Teilherzogtums (Fürstentums) Calenberg wurde ab 1635 Hannover.

Das Schloss "Landestrost" wurde nunmehr zur Verwaltungszentrale des Amts Neustadt. Im Schatten der Burg war schon früh eine Bürgersiedlung entstanden. Auch ohne eine förmliche Stadtrechtsverleihung nannte sie sich von Beginn an "Stadt Neustadt" (nova civitas) und hatte sowohl einen Bürgermeister als auch einen Rat.

Stadt und Amtsmann stritten während der gesamten Frühen Neuzeit um die Oberhoheit über die Stadt und ihr Gebiet. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Streit zugunsten der Stadt entschieden. Das Neustädter Land, seit 1543 evangelisch-lutherisch, wurde Schauplatz einiger aufsehenserregender Hexenprozesse. 1626 ergab sich die Stadt dem kaiserlich-katholischen Feldherrn Tilly, nach einer 15-tägigen Belagerung. 1635 wurde Neustadt während des 30-jährigen Krieges drei Monate lang belagert. Damit vertrieb man die katholisch-kaiserlichen Besatzungstruppen.  


Beim dritten und größten Stadtbrand 1727 wurden 100 der 108 Wohnhäuser der Stadt vollständig zerstört. In den folgenden zwei Jahren wurde die Stadt entsprechend dem heutigen Grundriss neu aufgebaut.


SCHRITTE IN DIE MODERNE - DIE EISENBAHN KOMMT

Hundert Jahre später - am 12. Dezember 1847 - hielt die erste Eisenbahn am Neustädter Bahnhof. Der Zug fuhr die Strecke Bremen - Hannover und verband Neustadt mit der Welt. Das nutzten auch zahlreiche Auswanderer aus den heutigen 33 Stadtteilen.

Um 1873 folgte nach dem Aufschwung durch die neue Mobilität jedoch eine große wirtschaftlichen Enttäuschung: Das Torf aus dem Moor, das zur Stahlerzeugung genutzt werden sollte, reichte nicht aus, um die frisch gegründeten Industriezweige am Leben zu erhalten. Die Kalkulation der Torfvorkommen war mehr als optimistisch und völlig verfehlt.

Schon nach kurzer Zeit gingen Neustädter Hüttenwerke in die Pleite. Viele Neustädter Bürger waren davon betroffen, da sowohl Arbeitsplätze als auch teure Investitionen verloren gingen. 

1885 wurde der Landkreis Neustadt am Rübenberge gegründet. Er umfasst unter anderem auch die Grafschaft Wölpe. Innerhalb der nächsten 30 Jahre wurden in Neustadt die ersten Schulen und die erste geschlossene Siedlung errichtet. In dieser Zeit wurde auch der 250 Meter hohe "Funkturm" in der Neustädter Ortschaft Eilvese eingeweiht, von dem noch heute Fundamentreste zu sehen sind. Von hier wurde der erste Funkkontakt zwischen Europa und den USA hergestellt. Zu diesem Ergebnis war Kaiser Wilhelm II. als Gast in Neustadt und Eilvese.

1892 begann die Erfolgsgeschichte der landwirtschaftlichen Winterschule. Nachwuchslandwirte erlernten hier moderne Methoden der sich langsam entwickelnden Agrarwirtschaft. 1905 folgte die erste Realschule in der Lindenstraße.

Anfang des 20. Jahrhunderts, um 1912, wurde das Stromnetz im Kreis Neustadt ausgebaut. In Mandelsloh und Umgebung waren die Elektrizitätswerke Laue aktiv. Doch trotz der zunehmenden Modernisierung lief noch bis 1930 ein Nachtwächter mit Laterne und Tute durch die Straßen Neustadts.

1913, während der Amtszeit von Kaiser Wilhelm II., versöhnten sich die zerstrittenen Adelshäuser der Welfen und Hohenzollern. 


NEUSTADT WÄHREND DER WELTKRIEGE

Bereits ein Jahr später zogen tausende deutsche Soldaten in den ersten Weltkrieg, an dessen Ende nach grausamen Schlachten und massivem Einsatz modernerer Waffen allein aus der Kernstadt Neustadts über 100 Tote stammten. Mit dem Ende des Krieges und der steigenden Inflation von 1923 gerieten auch viele Neustädter erneut in wirtschaftliche Not. Die Stadt druckte ihr eigenes Notgeld. Die unteren sozialen Schichten bis hin zum Bürgertum erlitten in den folgenden Jahren durch die Weltwirtschaftskrise schwerwiegenden Vermögensverluste, die mit dem sogenannten "Schwarzen Freitag" im Jahr 1929 ihren traurigen Höhepunkt fanden. 

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 verschärfte sich auch in Neustadt der Druck auf politisch Andersdenkende, Juden, Behinderte, Sinti und Roma sowie Homosexuelle. Die Betroffenen blieben auch in Neustadt nicht von Verfolgung, Zwangssterilisation, Vertreibung, Zwangsarbeit sowie Inhaftierung in Konzentrations- oder Arbeitslager verschont. Die Verfolgung gipfelte auch hier in der Tötung vieler Menschen. 

Heute erinnern Stolpersteine vor den ehemaligen Wohnsitzen der Verfolgten an die Geschichte vor allem jüdischer Neustädter Bürger und Familien. Ein Mahnmal für alle Neustädter Opfer des nationalsozialistischen Regimes wurde im November 2018 auf dem Platz Zwischen den Brücken eingeweiht. 

Während der 1930er Jahre wurden das Rathaus (Scharnhorststraße) und die Freibäder in Neustadt und Wulfelade gebaut. Neustadt blieb von den Zerstörungen des Krieges größtenteils verschont, lediglich die heutige Leine-Brücke wurde beim Rückzug der deutschen Truppen nach Ankunft der Alliierten 1945 gesprengt und durch eine Betonbrücke ersetzt. Viele Flüchtlinge und Vertriebene fanden in der Stadt ein neues Zuhause.


NEUSTADT SEIT 1945

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges stieg mit den Flüchtlingen die Einwohnerzahl der Stadt sprunghaft von knapp 3.500 (1930) auf über 7.000 im Jahr 1947 an.

Mit der Währungsreform 1948 und der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 nahm der Wiederaufbau der Stadt an Tempo auf. Das Viertel an der Goethestraße und das AOK-Gebäude wurden bereits im selben Jahr fertig gestellt. Verschiedene Bau-, Textil- und andere Fabriken wurden nach 1945 eröffnet, und zwar oft von Flüchtlingen, die in Neustadt sesshaft wurden. Bestehende Unternehmen wurden ausgebaut, wie etwa die 1911 nach einem Moorbrand nach Poggenhagen verlegten Dyckerhoff-Werke.

Mitte der 1960er Jahre errichtete der Bauverein im Rahmen des Barackenräumprogramms zahlreiche neue Wohnungen. Auch das Gymnasium wurde neu bebaut und eröffnet. Damit mussten die Schülerinnen und Schüler nicht mehr für das Abitur in die Nachbarstädte Nienburg (Weser), Wunstorf oder Hannover fahren. Einige Jahre später komplettierte die Kooperative Gesamtschule (KGS) das Angebot der weiterführenden Schulen. 

Ferner wurden mehrere Sportanlagen (Sport- und Tennisplätze sowie das Hallenbad) errichtet. Als damalige Kreisstadt erhielt Neustadt sogar ein Kreiskrankenhaus. Im Zuge der Gebietsreform vom 1. März 1974 erfolgte der Zusammenschluss der ehemaligen Kreisstadt mit bis dahin 33 selbstständigen Gemeinden zur heutigen Stadt Neustadt a. Rbge. mit insgesamt 357 Quadratkilometern Ausdehnung und circa 40.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Dazu wurde Neustadt Teil des neuen Landkreises Hannover.

Heute gehört die Stadt zu der im Jahr 2001 neu gebildeten Region Hannover, einem Zusammenschluss der Landeshauptstadt Hannover und den 20 umliegenden Städten und Gemeinden des ehemaligen Landkreises.